Windows Update deaktiviert Windows Mail unter Windows 7

Mittwoch, 25. August 2010, 11:37 by Stefan Dörhöfer Kommentar hinterlassen »

Der Artikel zur Nutzung von Windows Mail unter Windows 7 ist einer der meist besuchten Beiträge im Blog. Auch die zahlreichen Kommentar zu diesem Artikel zeigen, dass viele Nutzer daran interessiert sind Windows Mail unter Windows 7 einzusetzen.

Nun ist jedoch scheinbar ein Windows Update dafür verantwortlich, dass das zuvor aktivierte Windows Mail nicht mehr startet und somit nicht weiter genutzt werden kann. Dieser Artikel beschreibt die genaue Ursache des Problems und gibt Tipps wie damit umgegangen werden kann.

Sicherheitsupdate KB978542 deaktiviert Windows Mail

Windows Mail ist kein offizieller Bestandteil von Windows 7. Die notwendigen Programmdateien sind zwar im System vorhanden, diese sollen jedoch nur für den Fall dass Windows 7 als Upgrade über Windows Vista installiert dafür sorgen, dass die Windows Mail Daten korrekt importiert werden können. Entsprechend ist die Windows Mail Version unter Windows 7 versteckt und lässt sich nicht direkt starten. Ersetzt man unter Windows 7 einige Windows Mail Dateien durch die entsprechenden Dateien aus Windows Vista lässt sich Windows Mail auch unter Windows 7 vollständig nutzen.

Im Mai hat Microsoft nun das Sicherheitsupdate KB978542 veröffentlicht, dass eine Sicherheitslücke in Windows Mail und Windows Live Mail schließen soll. Nach der Installation dieses Updates (automatisch über Windows Update oder auch manuell) verfällt Windows Mail unter Windows 7 wieder in seinen deaktivierten Zustand und lässt sich nicht mehr starten.

Die Deaktivierung geschieht durch die Datei „msoe.dll“ im Programmverzeichnis von Windows Mail. Für die Aktivierung hat der Nutzer diese Datei zuvor durch die Version aus Windows Vista ersetzt. Das Sicherheitsupdate überschreibt nun unter anderem die Datei wieder durch eine neue Version und deaktiviert Windows Mail somit aufs neue.

Kann Windows Mail auch nach dem Update wieder aktiviert werden?

Windows Mail kann auch nach dem Update wieder aktiviert und genutzt werden. Hierfür müssen einfach die Schritte aus der vorherigen Anleitung wiederholt und die Datei „msoe.dll“ im Programmverzeichnis von Windows Mai wieder durch die entsprechende Datei aus Windows Vista ersetzt werden. Nach diesem Austausch funktioniert Windows Mail wieder ohne Probleme.

ACHTUNG:
Man sollte sich unbedingt darüber im Klaren sein, dass man durch den erneuten Austausch der msoe.dll Datei einen Teil des Sicherheitsupdates umgeht. Das Update ersetzt diese Datei um eine darin enthaltene, potentielle Sicherheitslücke zu schließen. Wird die Datei nun wieder durch eine ältere Version ersetzt ist damit natürlich auch die Sicherheitslücke wieder vorhanden!

Ist die Nutzung von Windows Mail unter Windows 7 möglicherweise riskant

Auf der Microsoft Seite wird das Update KB978542 wie folgt beschrieben:

Dieses Sicherheitsupdate behebt eine vertraulich gemeldete Sicherheitsanfälligkeit in Outlook Express, Windows Mail und Windows Live Mail. Die Sicherheitsanfälligkeit kann Remotecodeausführung ermöglichen, wenn ein Benutzer einen schädlichen E-Mail-Server besucht. Ein Angreifer, der diese Sicherheitsanfälligkeit erfolgreich ausnutzt, kann die gleichen Benutzerrechte wie der lokale Endbenutzer erlangen.

Eine solche Sicherheitslücke ist in jedem Fall riskant. In verschiedenen Internetforen vertreten jedoch Nutzer die Meinung, dass es sich bei dem Update nicht um eine echte Sicherheitslücke handelt sondern Microsoft nur verhindern möchte, dass Windows Mail unter Windows 7 genutzt wird, und dieses somit unter falschem Vorwand deaktiviert. Als Argument für diese Behauptung wird angeführt, dass das Update laut der Seite von Microsoft nur für Windows 7 zur Verfügung steht. Wäre tatsächlich Windows Mail generell betroffen müsste das Update auch für Vista gelten.

Ganz von der Hand zu weisen ist dieses Argument nicht. Die Information von Microsoft schränkt die Sicherheitslücke nicht auf Windows 7 ein. Daher müsste das Update eigentlich für jedes betroffene System verfügbar sein. Der Verdacht, dass Microsoft ein Sicherheitsupdate herausbringt nur um Windows Mail zu deaktivieren ist dennoch mehr als abenteuerlich. Sicherheitswarnung von Microsoft sind in jedem Fall vertrauenswürdig und sollte immer erst genommen werden.

Das hinter dem Update ganz sicher ein realer Hintergrund steht und nicht nur die Absicht Windows Mail zu deaktivieren lässt sich leicht daran erkennen, dass durch das Update nicht nur die msoe.dll Datei angepasst wird sondern auch weitere Dateien die nicht mit der Deaktivierung von Windows Mail in Zusammenhang stehen.

Es kann daher allenfalls vermutet werden, dass Sie Sicherheitslücke nur in der msoe.dll-Version von Windows 7 auftritt während die Version von Windows Vista nicht betroffen ist. Dies würde erklären, weshalb das Update nur für Windows 7 gilt. In diesem Fall würde also durch das Ersetzen der msoe.dll unter Windows 7 durch die Version aus Windows Vista keine Sicherheitslücke entstehen da diese ja als sicher gilt. Dies ist jedoch reine Spekulation!

Soll das Update installiert werden oder sollte man besser darauf verzichten?

Die Frage ob man das Update installieren sollte oder lieber darauf verzichtet um Windows Mail ungestört weiter nutzen zu können lässt sich leicht beantworten:

Das Update sollte in jedem Fall installiert werden!

Wie gesagt sind Spekulationen, dass sich hinter dem Update gar keine Sicherheitslücke verbirgt, unsinnig. Eine Sicherheitslücke ist immer ein Risiko und muss daher geschlossen werden. Somit sollte das Update installiert werden.

Da durch das Sicherheitsupdate nicht nur die msoe.dll Datei sondern auch weitere Dateien verändert werden, ist man mit dem Update in jedem Fall sicherer als ohne. Auf der ganz sicheren Seite ist man nur wenn man das Update vollständig installiert und somit auch die msoe.dll Version beibehält die Windows Mail deaktiviert. Andererseits ist weder sicher, dass durch die Ersetzung der Datei durch die Vista-Version eine neue Sicherheitslücke entsteht, noch ist wie bekannt wie groß das Risiko bei einer eventuellen Sicherheitslücke wäre. Ob man nach dem Update auf Windows Mail verzichtet oder dieses durch erneutes Ersetzten der msoe.dll Datei wieder reaktiviert muss somit jeder Nutzer für sich selbst entscheiden.

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